Mit 29 zu alt zum Berufseinstieg?
Heiko Mell beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Berufseinstieg mit 29 nach Ausbildung und Studium ein Nachteil ist – und zeigt, warum weniger das Alter selbst zählt, sondern die Einordnung im Vergleich zu Mitbewerbern, der Arbeitsmarkt und die Gesamtleistung.

Mit 29 in den Beruf starten – zählt da das Alter oder der Lebenslauf?
Foto: PantherMedia / Madhourse (YAYMicro)
Frage:
Ich werde voraussichtlich mit Ende 28 meinen Master in Maschinenbau absolvieren und beim Berufseinstieg Anfang 29 sein. Was sagen Sie persönlich denn zu diesem vergleichsweise hohen Alter? Ich habe vor dem Studium eine dreijährige Ausbildung zum Softwareentwickler absolviert.
Antwort:
Wir müssen diese Frage mehr „relativ“ als etwa „absolut“ sehen. Es geht dabei weniger um eine Antwort auf etwaige Bedenken, man könne mit fast 30 Jahren generell zu alt für einen Start ins Berufsleben sein. Das könnten wir sicher ausschließen.
Es kommt hingegen darauf an, wie Sie in Relation zu anderen Bewerbern(!) um Ihre Zielposition liegen, wie zu jenem Zeitpunkt gerade das Angebot an offenen Stellen im Verhältnis zu nachdrängenden Ex-Studenten ist, ob Fachkräftemangel oder Arbeitslosigkeit oder Einstellstopp die Reaktionen der Unternehmen prägen.
Zu alt für eine Position?
Mit 29 wird man Sie bei Standard-Einstiegspositionen (sachbearbeitende Positionen auf ausführender Ebene) keinesfalls pauschal als „zu alt“ ablehnen, davon können Sie ausgehen. Die Lehre vor dem Studium erklärt Ihr Alter – und mag manchem suchenden Unternehmen sogar noch zusätzlich gefallen.
Es ist allerdings möglich, dass Sie gerade bei Ihrer Lieblingsposition auf Mitbewerber stoßen, die eine vergleichbare Grundqualifikation für eine bestimmte Funktion mitbringen, aber ein paar Jahre jünger sind – die also die Fähigkeit gezeigt haben, mit einer gestellten Aufgabe (einen Master in Maschinenbau zu erreichen) schneller fertig geworden sind – was grundsätzlich gut ankommt.
Schauen Sie bitte nicht nur auf Ihr Alter wie das „Kaninchen auf die Schlange“. Die immer geltenden sonstigen Kriterien bleiben natürlich auch hier gültig: Examensnoten, Themen der Bachelor und Masterarbeiten, fachliche Spezialisierung, absolvierte Praktika.
Wenn Sie schon länger bis zum Abschluss gebraucht haben, dann sollte der zumindest besonders gut sein.
Mögliche pauschale Beeinträchtigungen Ihrer Chancen sehe ich eigentlich nur bei ausgesprochenen Elite-Anforderungen (Führungsnachwuchsprogramme einiger Konzerne).
Und als Ausblick: 5 Jahre nach dem Berufseinstieg ist diese Frage praktisch erledigt, dann zählen nur noch Inhalt und Erfolg Ihrer Arbeit in dieser Zeit.
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